"Chor ist cool" - begeisternder Konzertabend
„Wer hat an der Uhr gedreht?“ war nicht nur das offiziell letzte Lied eines in mehrfacher Sicht „coolen“ Konzertabends in der Mudauer Odenwaldhalle, es war auch die einhellige Meinung eines begeisterten Publikums, das sich im überaus fordernden Staccato noch zwei Zugaben erklatschte. Unüberhörbar war es dem Gesangverein „Frohsinn 1842“, und vor allem seinem Chorleiter Gerhard Bönig gelungen, mit seinem neu gegründeten Projektchor „Chor ist cool“ und dem gleichnamigen Konzertabend eine vollkommen neue Ära des Chorgesangs in Mudau einzuläuten. Konzertbestuhlung, bekanntes und modernes Liedgut ohne Traditionelles zu vergessen, lockere und spaßige Atmosphäre – hin und wieder ein wenig Melancholie, aber auf jeden Fall so ansprechend präsentiert, dass das Publikum mitgerissen wurde.
Den „Höhenunterschied“ zu ihrem Co-Moderator Uwe Lenz glich Anja Henn kurzerhand mit einem Hocker aus, denn verbal ergänzten sich die beiden in ihrem amüsanten Rückblick auf die Chorproben des letzten halben Jahres. Es war kaum zu glauben, dass diese Formation mit rund 40 Frauen und Männern aller Altersklassen sich erst seit März diesen Jahres gefunden hatte. Viele von ihnen ohne jede chormusikalische Erfahrung, doch alle waren mit großem Interesse, Fleiß und Freude jeden Dienstag in der Probe dabei. Und wie der 1. Vorsitzende Wolfgang Radauscher in der Begrüßung des ausverkauften Abends betonte, hatten sie festgestellt: „Alleine sind wir Töne, gemeinsam ein Lied“ – und innerhalb eines guten halben Jahres sogar ein cooles Konzertprogramm mit sicht- und hörbar viel Spaß. Noch nervös, aber schon sehr professionell präsentierte der Projektchor Teil 1 des Abends mit „Heaven is a wonderful place“, „Calypso“, “Mein kleiner grüner Kaktus”, “Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, „Heute hier, morgen dort“ und „Der Wellermann“.
Immer wieder unterbrochen von kleinen Geschichten des Moderatoren-Teams aus den Proben und wie es Gerhard Bönig gelungen war, aus den neugierigen Newcomern einen fröhlichen Chor zu formen. Wie er die vielen italienischen Begriffe und Zeichen erklärte und das andere „ausländische“ vermittelte, und so einige Tipps gab. „Um die höheren Töne besser zu treffen, hilft es, die Pobacken zammezukneife“. Interessant waren auch die Abstufungen des „Chef-Kommentars“ mit A – „des wird heut‘ nix me“ über B – „da war schon viel Schönes dabei“ bis zum höchsten Lob C – „Selten, aber wertvoll“.
Als geniale Unterstützung des Abends entpuppte sich der Frauenchor „Vocalis“ des Gesangvereins „1861“ Höpfingen, den Bönig seit etwa 20 Jahren ausbildet. Entsprechend locker und mit viel schauspielerischem Talent präsentierten die Damen ihr Repertoire. Zunächst den englischen Teil mit Liedern aus dem Musical „Forty-Second Street“, „Dream a little Dream of me“ und spaßig überzeugend „Big Spender“ und „Rum an Coca-Cola“. Nach zwei sanften Traditionslieder „Bunt sind schon die Wälder“ und „Wenn der Abendwind“ nahmen sie sich und die männliche Welt aufs Korn mit „Frauen sind anders“, „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“ sowie der Sehnsucht nach einem „Neandertaler“.
Nach so viel Spaß, bei dem das Publikum überwiegend mitsummte und jede Menge zu lachen hatte, verlangte es eine „Zwischenzugabe“ und wurde mit dem Nina Hagen-Song „Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael“ beschenkt, bevor „Chor ist cool“ wieder die Bühne rockte mit „Those were the days“, „California Dreaming“, „Bei mir bistu shejn”. Zwischendurch erinnerte sich das Moderatoren-Team an Erläuterungen des Chorleiters, wo das Zwerchfell liegt und zu was man es benutzt, und dass der Chef großen Wert auf eine deutliche Aussprache legt, was besonders wichtig bei „Ho Hey“ schien, bei dem Clemens Hauk als Gitarrist seine solistischen Qualitäten bewies.
„Erinnerungen“ und die Titelmelodie vom „Rosaroten Panther“ beendeten das offizielle Programm, für das sich Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger im Namen des ganzen Publikums gut gelaunt bedankte. Er bestätigte, ausnahmslos alle hätten diesen entspannten, fröhlichen und lockeren Abend genossen und ganz sicher werde der Chorgesang in dieser Form in Mudau noch lange Teil des Kulturguts sein. Die beiden penetrant eingeforderten Zugaben des überaus begeisterten Publikums gaben ihm Recht. Als XXL-Formation präsentierten beide Chöre zusammen „Rock my Soul“ und „Erinnerungen“ mit unglaublichem Stimmvolumen, bevor die Halle zum gemütlichen Beisammensein „umgebaut“ wurde.
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Bericht: Liane Merkle
Bilder: Liane Merkle & GV Mudau